Im absoluten Fokus meiner künstlerischen Praxis befindet sich der Körper. Ich untersuche einen spezifischen Zugang zum Körper, der nicht von dem visuellen Sinn dominiert ist und die Welt mit allen Sinnen gleichberechtigt zu erfahren versucht. Dieser Zugang bedarf, dass ich im Körper bin und meine Aufmerksamkeit ganz meinem Körper widme. Wenn ich in meinem Körper bin, spüre ich meine Knochen, also spüre ich meine Zerbrechlichkeit und dass ich meinen Körper nur für eine begrenzte Zeit besitze. Wenn ich im Körper bin, spüre ich mein Gewicht und die Gesetzmässigkeiten, denen ich untergeordnet bin; spüre mein Volumen im Bezug zu anderen Volumina und. begreife wie klein/groß mein Körper ist im Vergleich zu anderen organischen oder anorganischen Volumina… Wenn ich im Körper bin, versuche ich ihn anzunehmen, wie er ist. Ich suche nach Möglichkeiten, ihn zu empfänglich und durchlässig machen und ich beschäftige mich stets mit den Wechselwirkungen mit dem ihn umgebenden Raum. Zuhören ist dabei ein zentraler Begriff. Das ist ein spezifisches Zuhören, dass ich ein Zuhören mit dem ganzen Körper benenne. Ich verstehe den Akt dieses ganzkörperlichen Zuhörens als ein Akt des Raum Gebens. Wenn Sie jemandem zuhören, geben Sie ihr / ihm einen Raum, in dem sie / er zu Wort kommen, sich ausdrücken kann. Ich höre meinem Körper zu, ich gebe ihm Raum, damit er sich ausdrücken kann. Ich höre dem Raum außerhalb meiner zu und mache mich für das empfänglich, was aus diesem Raum heraus kommen mag. Ich versuche also, den Raum zu betreten, mit dem Wissen, dass er vor mir existiert hat und auch nach mir existieren wird. Und dass er in sich viele Informationen für mich birgt, die mir unbekannt sind, denen ich zuhören, die ich empfangen kann.
So entsteht ein Zwischenraum, in dem meine Perspektive sich mit der Perspektive von anderen begegnen mag. Es entsteht die Möglichkeit einerPerspektivenverschiebung, einer De-zentrierung. Diese De-zentrierung ist für mich sehr wichtig, denn ich bin überzeugt, dass jede Ästhetik, ob sie das beabsichtigt oder nicht, in sich eine politische Haltung birgt. Und die Suche nach einem zuhörenden Körper hat für mich mit einer politischen Sehnsucht nach einem Miteinander zu tun, in dem der Mensch sich nicht als dominierender Mittelpunkt versteht, sondern die Welt aus der Perspektive Anderer begreifen kann. Gerade in unserem zeitgenössischen Kontext mit den Naturkatastrophen, mit der ökologischen Frage, mit Themen wie Rassismus, Gender, Postkolonialismus finde ich diesen Ansatz wertvoll. Ich bin der Überzeugung, dass wir einen Blick außerhalb unseres selbst bedürfen, um uns mit den Konsequenzen unseres Handelns konfrontieren können.